Christopher G. wittkopp
im interview

Bereits im dritten Jahr findet 2023 der Come Togehter - Campus in der Chapel im Stauferpark statt.
Christopher G. Wittkopp, künstlerische Leitung Jugendkultur der Staufer Festspiele, spricht über die Entwicklung des Formats und die bisherigen Erfahrungen.


Die Idee hinter dem Come Together - Campus war es am Anfang, das Theater in einem freien Raum kennenzulernen. Wie bist du zum Theater gekommen?

Chris: Mein Zugang zum Theater erfolgte über das Jugendhaus Ludwigsburg. Dort wurden wir von einer Kulturakteurin, Carina Clay, angesprochen und abgeholt, um an einem HipHop - Theaterprojekt teilzunehmen und wurden in die “MeetHipHop - Community” der Tanz- und Theaterwerkstatt Ludwigsburg aufgenommen. Auf diese Weise konnten wir dann bei Produktionen am Theater mitwirken. So bin ich dann mit Kulturwelt Ludwigsburg in Kontakt gekommen und habe dort verstärkt Theater gespielt. So habe ich meine Lust und meine Liebe zum Sprechtheater entdeckt.

Wie ging es dann weiter für dich?

Chris: Ich wollte bei der Sache bleiben, die ich liebe und herausfinden, was ich in dem Bereich beruflich machen kann. Dann bin ich auf die Theater Akademie Stuttgart gestoßen und habe beschlossen, Schauspiel in Kombination mit Theaterpädagogik zu studieren. Nach vier Jahren Studium und Torneetheater-Erfahrung wurde ich Ensemblemitglied des ITZ am Zimmertheater Tübingen. Momentan bin ich freischaffender Schauspieler, Performer und Theatermacher

Wie kam dann die Idee für das CTC?

Chris: Das passierte im Jahr 2021 mitten in der Pandemie. Sowohl die Staufer Festspiele als auch ich hatten das dringende Bedürfnis etwas zu tun: Schulen und andere Begengungsorte außerhalb der Schule für Jugendliche waren geschlossen. Gemeinsam wollten wir diesen Mangel pandemiegerecht überbrücken. Ich wollte da anfangen, wo ich damals selbst abgeholt wurde. Deshalb habe ich den Campus konzipiert, der dafür da ist, sich rein nach Interesse für Angebote anzumelden und so den Zugang zu einem gemeinsamen Projekt zu finden. Das Ziel ist es, etwas gemeinsam zu gestalten/kreieren und auch gemeinsam mit einer Vorstellung zur Bühne zu bringen.

Wie waren die ersten Planungs- und Entwicklungsschritte?

Chris: Tatsächlich war es von Anfang an die Idee, in einer Woche ein Musiktheaterstück zu entwickeln und dann auf einer Bühne zu präsentieren. Das ist natürlich sehr ambitioniert, hat aber auch den Grund, dass man damals keine Planungssicherheit hatte und wir nicht wussten, ob wir ein Projekt über mehrere Monate aufgrund der pandemischen Lage durchführen können.

Ist der erste Campus so gelaufen, wie du es erwartet hattest?

Chris: Es lief erstaunlicherweise wirklich genau so ab, wie ich es erhofft hatte. Menschen, die sich noch nie begegnet waren, haben sich aus reinem Interesse angemeldet, sich kennengelernt und sofort mit dem Projekt identifiziert, weil sie gemerkt haben, dass es ohne sie nicht stattfinden wird. Das hat eine unglaubliche Gruppendynamik ausgelöst.

Wie läuft so eine Campus -Woche ab?

Chris: Also, wir fangen im Vorfeld mit dem Vorbereitungstreffen an. Dabei lernen wir den Ort, die Chapel und den Stauferpark kennen und das Team an Profis in den Gewerken Kostümbild, Bühnenbild, Schauspiel, Musik und Tanz. Wir tauschen dann schon erste Ideen aus, um bis zum Start des Campus eventuell schon mal ein wenig vorzuarbeiten. Das Oberthema der Stückentwicklung wird vorgegeben und daraufhin erarbeiten dann alle Gewerke mit ihren Bereichsleiter*innen, in Absprache miteinander. Man entscheidet sich für ein Gewerk, in dem man arbeiten möchte, das kann aber auch während der Campuswoche noch getauscht werden, wenn man plötzlich merkt, dass einem etwas anderes doch viel mehr gefällt. Wir treffen uns jeden Morgen im großen Saal und legen das Ziel der Produktion fest und erzählen uns gegenseitig, was die einzelnen Gruppen vorhaben. Am späten Vormittag gibt es eine kleine “Snackpause” mit Obst oder selbst gebackenen Obstkuchen. Um 13:00 Uhr beginnt die Pause mit Mittagessen und geht bis 14:00 Uhr. Bis 17:00 Uhr wird weiter produziert. Über die Woche hinweg verbinden sich die Gewerke immer mehr miteinander. Spätestens am fünften Tag feiern die Gewerke auf der Bühne Hochzeit. Dann gibt es einen technischen Durchlauf, eine Hauptprobe, eine Generalprobe und dann eine Premiere/Uraufführung (UA). Nahezu wie ein professioneller Betrieb eben!

Wohin möchtest du das Konzept von CTC entwickeln?

Chris: Der Come Together - Campus steht für Begegnungen. Wir wollen Begegnungen von Menschen mit unterschiedlichen Bildungschancen schaffen und uns verstehen, um zu erkennen, wie wir uns gegenseitig helfen können. Vor allem geht es auch darum, Interessen und Talente bei sich selbst und bei anderen zu entdecken und diese zu Stärken. So können auch berufliche Perspektiven in der Kulturbranche aufgezeigt werden. Das Programm heißt Campus, weil es schon eine Institution ist, bei der wir miteinander und gegenseitig voneinander lernen, aber wir lernen, worauf wir Lust haben und das auf freiwilliger Basis. Schule ist, was die Menschen daraus machen. CTC ist nicht nur ein Konzept, sondern auch eine Community. Diese Community möchte noch mehr Menschen einladen. Deshalb entwickeln wir jährlich neue Workshops und Jugendkulturangebote.